Sonntag, 3. Mai 2015

Über das Surfen

Schon einige Male hatte ich es erwähnt, dass ich ein neues Hobby habe. Wohl eine der coolsten Sportarten der Welt: Surfen

"Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst lernen auf ihnen zu surfen." Und genau das habe ich gemacht. Diese Chance zu verpassen hätte ich sonst bitterlich bereut. Surfen ist nur leider nicht so leicht wie es aussieht und so habe ich bei meinen ersten Surfstunden mehr Zeit im Wasser, als auf dem Brett verbracht. Und anstrengend ist es auch noch, denn meine Arme hatten nach dem ersten Mal ziemlichen Muskelkater vom vielen Paddeln gegen die Wellen. Aber ich lernte schnell und schaffe den take-off mittlerweile auch ganz alleine. Natürlich nicht bei jedem Versuch, aber immer ich werde immer ein bisschen besser. 

Mit der Surfkarriere wird es aber leider wohl doch nichts, denn spätestens, wenn ich wieder in Deutschland bin, fern vom Meer und den großen Wellen, werde ich wohl eine Pause einlegen müssen. 


Bis Bald,
Lena

Montag, 13. April 2015

Feliz Páscoa

Es ist jetzt auch schon wieder eine Woche her, aber das Osterfest wollte ich trotzdem noch erwähnen und mich nach langer Zeit mal wieder melden. Statt den zwei Wochen Ferien, die ich in Deutschland jetzt hätte, konnte ich nur zwei Tage von der Schule fern bleiben.

Am Gründonnerstag machte ich mir dann einen schönen Tag am Strand, womit ich jetzt sagen kann, dass ich die wichtigsten Feiertage, wie Weihnachten, Silvester und Ostern, dieses Jahr alle in der heißen brasilianischen Sonne an meinem Lieblingplatz unter Palmen, Sand unter den Füßen und einer gekühlten Kokosnuss in der Hand, verbracht habe. Das Leben kann so schön sein ... ;)
Dort ist man ja bekanntlich selten allein und selbst wenn ich ohne Begleitung unterwegs bin, treffe ich fast immer auf irgendjemanden den ich kenne, oder auch Leute, die meinen mich zu kennen. Lauro de Freitas ist größer, als meine Kleinstadt in Deutschland und trotzdem habe ich das Gefühl die Hälfte der Menschen kennt mich hier. Manchmal kann das ziemlich lustig werden, denn zu schüchtern, um mich an zu sprechen ist auch keiner, was schon öfters vor kam. Vertrauen sollte man nur nicht jedem, der einem hier über den Weg läuft.




Um wieder auf Ostern zurück zu kommen ...man bemalt hier keine Eier und versteckt auch nichts im Garten; was bei dem Wetter hier sowieso keine sonderlich gute Idee wäre. Die Süßigkeiten würden innerhalb weniger Minuten geschmolzen sein. Stattdessen gibt es riesige Schokoladen-Ostereier und es wird hier sehr viel Fisch gegessen. Nach zwei Tagen Schrimps, Krebse und allen möglichen Fischsorten, reicht es dann aber auch wieder und für die nächsten Mittagessen, zu denen ich und meine Gasteltern von der Familie eingeladen wurden, steigen wir dann lieber wieder auf normales Fleisch um und bedienten uns am Churrasco.

   

Auch am Ostersonntag habe ich mich ausschließlich vom guten Brasilianischen Fleisch ernährt, denn der Bruder von meinem Gastvater hatte uns zu sich eingeladen, und mit einem Teil der Familie Ostern zu feiern. Ein "Feliz Pascoa", also Frohe Ostern habe ich zwar allen gewünscht aber durch die hochsommerlichen Temperaturen, fühlte es sich auch nicht wie Ostern an. Ich fand diesen Tag trotzdem wunderbar und habe die familiäre Nähe genossen, viel geredet und gelacht und mein Gastcousin hat Abends auch seine Gitarre herausgeholt und alle zusammen haben gesungen. 
 

Die Zeit vergeht und mir bleiben nur noch knapp zwei Monate in meinem kleinen Paradies. Aber weil der Tag der Abreise sowieso kommen wird, will ich mir noch eine tolle Zeit machen und viele Erinnerungen wieder mit nach Hause bringen. Die Flugtickets für meine Brasilia- und Belo Horizonte-Reise sind übrigens schon gekauft und im Mai geht's los!!

Bis Bald
Lena

Dienstag, 17. März 2015

Demonstrationen gegen die Regierung

Vielleicht ist es auch bis in die deutschen Nachrichten durchgedrungen, denn im Moment läuft es nicht so gut für Brasilien und ganz besonders für die brasilianische Präsidentin Dilma, sodass in vielen Städten des ganzen Landes Hunderttausende Menschen auf die Straße gingen, um ihren Rücktritt zu fordern. Auch in Salvador gingen ca 7 Tausend Leute auf die Straße. In Sao Paulo waren es sogar über eine Millionen. Auch wenn ich nicht mit dabei war, will ich trotzdem erklären, was hier gerade so vor sich geht.



Die brasilianische Präsidentin kämpft schon lange mit der Wirtschaftskriese, jedoch war der Auslöser der Proteste der Korruptionsskandal beim staatlich kontrollierten Ölkonzern Petrobras. Dieses Unternehmen hat unter anderem Schmiergelder an Politiker und Parteien bezahlt haben. Darunter waren auch Dilma und ihre Arbeiterpartei, die Geld in Höhe von ca 185 Millionen Euro erhalten haben.

Die Menschen hier sind sehr unzufrieden. Die Preise im Supermarkt, für Strom, Gas, Wasser oder Benzin steigen immer mehr und selbst in den wenigen Monaten die ich erst hier lebe ist mir das schon aufgefallen. Auch das Gesundheitssystem ist sehr schlecht. Es existiert zwar die Krankenkasse, funtionieren tut dieses System aber weniger gut und so muss man meistens trotzdem den Arzt bezahlen, um sich behandeln zu lassen. Genauso schlecht steht es mit der Bildung, denn wer etwas lernen will muss hohe Geldsummen zahlen, um eine private Schule besuchen zu können. Die publischen Schulen sind nicht von besonders guter Qualität und weil es keine Schulpflicht gibt, gehen einige Kinder gar nicht zur Schule.

Es gibt hier einen großen Unterschied zwischen Arm und Reich. Die Reichsten leben im Überfluss und haben Millionen auf dem Konto (Übrigens ist der Sohn des Ex-Präsidenten Lula einer der reichsten Brasiliener. Wie hat er das geschafft? Korruption!), während in den Favelas Leute, wie die Ärmsten aus Afrika leben und überleben. Und wer kein Geld hat, hat auch kein Recht auf Gesundheit oder Bildung.

Um ihre Unzufriedenheit auszusprechen gingen viele auf die Straße, mit Nationaltrikots, brasilianischen Flaggen und Schildern, wie „Dilma raus!“. Sie fordern, dass die Korruption gestoppt wird und die Politiker mehr in Gesundheit oder Bildung investieren und die Wirtschaft stärken, statt das Geld für sich zu beziehen.

Quelle: www.Spiegel.de

Ich hoffe ich langweile euch jetzt nicht mit so viel Politik aber für mich ist es wichtig auch diese Seiten von Brasilien zu zeigen. 

Alles Liebe
Lena

Sonntag, 8. März 2015

Zurück in die Realität

Nach so vielen freien Tagen und der ganzen Aufregung um den Karneval soll jetzt der Ernst des Lebens wieder beginnen und es geht es für mich wieder zurück in die Schule. Meine Freude darüber, dass jetzt ein neues Schuljahr beginnt, war allerdings nicht sonderlich groß. Ich hatte mich doch gerade erst wieder daran gewöhnt lange auszuschlafen.

Am ersten Schultag habe ich dann auch noch erfahren, dass ich meine Klasse wechseln muss und wie vergangenes Jahr in die „Segundo“- Stufe (Vorletztes Schuljahr) gehen muss, statt mit meinen Freunden in die Abschlussklasse. Und jetzt teile ich mir den gleichen Raum, die gleichen Stunden und die gleichen Lehrer, wie letztes Jahr mit meiner Klasse mit 20 Schülern (falls mal alle da sind). Davon sind nur 5 Mädchen und ich habe das Gefühl, dass mit den meisten Jungs die Pubertät gerade durchdreht. Im Alter von 14 und 15 ist das vielleicht normal, aber ihr könnt jetzt hoffentlich nachvollziehen, warum ich mich dort ein bisschen fehl am Platz fühle.

Immerhin verstehe ich vom Unterricht mehr, was es aber nicht unbedingt einfacher macht sich wachzuhalten, während der Lehrer 2 Stunden ununterbrochen redet, denn so sieht der Unterricht hier meistens aus. Um etwas Abwechselung rein zu bringen habe ich letzte Woche drei Vorträge gehalten (natürlich in Portugiesisch) und alle waren wirklich begeistert, was mich schon sehr stolz gemacht hat. Wenn man eine Präsentation vor der Klasse in einer Sprache machen kann, die man erst seid ca. 6 Monaten lernt und dann noch vom Lehrer das Kompliment bekommt, dass man besser war, als die brasilianischen Mitschüler, kann man sich doch schon mal selbst auf die Schulter klopfen ;)

Neben der Schule ist auch der normale Alltag wieder eingekehrt. Ich gehe fast täglich ins Fitness-Center und habe auch angefangen Surfstunden zu nehmen (aber darüber erzähle ich ein anderes Mal). Auch mein Wochenende versuche ich immer auszuplanen, weil mir das lieber ist als lange Weile zu haben und so unternehme ich dann etwas mit meiner Familie oder meinen Freunden.

Ich hoffe euch allen geht es gut. Auch trotz der Schule genieße ich meine Zeit hier nämlich richtig!

Alles Liebe
Lena

Freitag, 20. Februar 2015

Carnaval is out there

Was ist Karneval in Brasilien? - Auf jeden Fall mehr, als nur ein Umzug der fröhlichen Leute! Denn auch hier wird Karneval gefeiert und Salvador ist mit 3 Millionen Menschen nicht nur eine der größten sondern wohl auch eine der besten Partys der Welt! Und ich, Glückskind, konnte für 5 Tage ein Teil dieser Millionen sein.

Karneval in Salvador ist aber etwas ganz anderes, als in Rio, wo in einem Stadion die Sambaschulen ihre Auftritte haben. Hier hingegen gibt es keinen Samba, sondern ganz viel Axé, der von Künstlern auf LKW-großen Bühnen (Trielectrico/Trio) gesungen wird und dabei von ganz vielen Menschen begleitet durch die Straßen der Stadt zieht.
Dabei wird generell in drei Gruppen unterteilt:

Camarote
Ähnlich wie ein riesiger All-inclusive Club, der sich an der Straßenseite des Umzugs befindet. Dort treten oft auch extra für die Camarote gebuchte Künstler auf und man hat den Besten Blick auf die vorbeifahrenden Trios. Der Spaß hat natürlich auch seinen Preis. Bis zu 2000R$ (ca. 600€) bezahlt man für einen Abend in der teuersten Camarote, die allerdings auch mit Bars, Restaurants, Massage und Beauty-Saloon ausgestattet ist.

Bloco
Man zahlt für den Auftritt einer Band und kann dieser den ganzen Abend lang in einem abgetrennten Bereich folgen. Wer Platzangst hat, sollte sich hiervon aber besser fernhalten.

Pipoca
Heißt übersetzt Popcorn. Ohne etwas bezahlen zu müssen kann man sich auch am Straßenrand stehen und sich von dort die Auftritte der Bands anschauen. Man muss allerdings sehr aufpassen, weil der Großteil der Leute aus den Favelas kommt und zwischen ihnen immer mal wieder Diebe, Drogendealer und andere Kriminelle auf.

Ich war zwei Mal in einer Camarote, zwei Abende im Pipoca und konnte sogar ein Mal mit einem Trio mitfahren. Jetzt, wo alles schon wieder vorbei ist, muss ich trotzdem sagen, dass ich nach 5 Tagen Party immer noch nicht genug habe und das meiner Meinung noch ein paar Tage so weiter gehen könnte.

Auch die brasilianische Musik, für welche sich meine Begeisterung sich bisher ziemlich in Grenzen gehalten hat, machte wirklich Spaß. Vor allem, weil man mit zunehmenden Portugiesischkenntnissen auch die Texte verstehen kann. Axé hat ein bisschen was von deutschen Partyschlagern und bei denen macht das Mitsingen ohne Textkennnisse ja auch nicht so viel Spaß.

Neben dem Karnevalsumzug ist in der ganzen Stadt Party und es gibt 3 verschiedene Karnevals in Salvador. Der Karneval bei Barra ist aber mein absoluter Favorit und dort treten auch die berühmtetsten Künstler (Saulo, Ivete, Claudia Leite u.v.m.) auf. In der Altstadt (Campo Grande) und beim Pelourinho hingegen wird der Karneval auf traditionellere Art gefeiert.

Überall findet man die "Filhos de Gandhi", also die Söhne von Gandhi. Das sind Männer in einem weiß-blauen Gewand und sind ein Symbol des Friedens, der während der Festtage herrschen soll. Meistens haben sie jede Menge Ketten, die sie für einen Kuss im Gegenzug verschenken.

Wo ich gerade vom Küssen rede, sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass Karneval auch "Festa do Beijo" (Fest des Küssens) genannt wird und die Brasilianer alles andere als schüchtern sind, was das angeht. Ständig sieht man, wie sich die Leute gegenseitig die Zunge in den Hals schieben, ohne sich zu kennen. Also wer sich schon immer mal darin austesten wollte, hat hier seinen Platz gefunden.

Neben all der "Alegria" (Freude), sollte man die Krimminalität nicht unterschätzen ,auch trotz der 20 Tausend Polizisten, denn Karneval ist nicht nur ein Fest der Reichen und Schönen, sondern auch der Favela.  Viele der Favela-Bewohner kommen nur einmal im Jahr nach Salvador, natürlich in der Karnevalszeit. Dort arbeiten viele von ihnen dann Nachts als Straßenverkäufer und versorgen die Leute mit Bier und schlafen tagsüber auf der Straße. Ich will nicht jeden Bewohner der Favela als Krimminellen bezeichnen, aber es sind wirklich immer wieder Diebe unter ihnen oder welche, die einfach auf Krawall gebürstet sind. An meinem ersten Tag im Pipoca, haben zwei Männer angefangen sich zu Prügeln und einer von ihnen stand kurze Zeit später mit Nasenbluten und einem blauen Auge 2 Meter von mir entfernt; mindestens 15 Männer waren mit Handschellen aneinander gekettet und wurden wegen Drogenkonsum/handel abgeführt; an einem anderen Tag haben durch einen Streit plötzlich zwei Gruppen angefangen sich gegenseitig mit leeren Bierdosen zu bewerfen, viele Unschuldige haben auch etwas abbekommen und am Ende musste die Polizei den Kampf beenden. Und die Polizei fässt die Menschen hier nicht unbedingt mit Samthandschuhen an, sondern schlängt zum Teil wahllos mit Schlagstöcken auf die Leute ein. Ich den Nachrichten habe ich gehört, dass sogar einer von der Polizei totgeschlagen wurde... Das sind nur ein paar Beispiele aber ich war wirklich geschockt, weil das im sicheren Deutschland ja nicht in einem solchen Ausmaß vorkommt und habe dann auch verstanden warum meine Gasteltern immer besorgt waren. 

Trotzdem liebe ich den Karneval hier und wenn ich in ein paar Jahren nach Brasilien zurück komme, dann auf jeden Fall zur Karnevalszeit, weil es doch nichts schöneres gibt, als mit Millionen anderen Menschen im Hochsommer schweißnass zu brasilanischer Musik abzugehen ;)

Camarote:




Pipoca:
 
 
 


Trio:


Filhos de Gandhi





Alles Liebe, 
Lena