Dienstag, 21. Oktober 2014

Der Alltag hat mich eingeholt

Nachdem ich jetzt auch schon über einen Monat bei meiner neuen Familie bin, kann ich langsam aber sicher sagen, dass das Alltag eingekehrt ist. Die Leute mit denen man seine Zeit verbringt werden einem immer vertrauter und auch der Gang zum Supermarkt ist nicht Besonderes mehr.

Mein Tag beginnt kurz vor um 6, wenn ich aufstehe, mich fertig mache und dann mit meinen Gasteltern frühstücke. Danach werde ich zur Schule gebracht, die um 7 anfängt und dafür aber auch schon 12.30 Uhr zu Ende ist (außer Mittwoch und Donnerstag). Die Zeit in der Schule ist für mich sehr langweilig, weil ich dem Unterricht nicht folgen kann und meist einfach nur meine Zeit dort absitzte und versuche mich irgendwie anderweitig, mit Handy, Tagebuch schreiben und Musik hören, zu beschäftigen. Anfangs war ich noch ziemlich begeistert von meiner Schule und hochmotiviert, aber dass lässt nach einiger Zeit nach, denn man sieht es mittler Weile als alltäglich an in Brasilien zur Schule zu gehen. Zu meiner Klasse muss ich sagen, dass sie zum Teil wirklich extrem kindisch sind und ich mich manchmal so fühle, als wäre ich in einer 7. Klasse von hoch pubertären dreizehn und vierzehn Jährigen gelandet. So ganz als Teil dieser Klasse fühle ich mich deswegen nicht, habe aber natürlich trotzdem einige Freunde. Aber der Großteil meines Freundeskreises geht nicht auf meine Schule.

Nach dem Unterricht werde ich wieder mit dem Auto abgeholt und ich esse mit meiner Familie Mittag und dann habe ich unendlich viel Freizeit. Unter der Woche haben meine Freunde wenig Zeit, weil sie viel lernen und Hausaufgaben machen müssen oder auch arbeiten gehen, dafür sind meine Wochenenden aber immer ausgeplant. Ich gehe zum Strand, shoppen, ins Kino und was man sonst noch so mit Freunden macht. Mit Meiner Gastmutter gehe ich jeden Samstag Morgen am Strand joggen und danach ins Fitnesscenter. Oft sind hier auch kulturelle Feste an denen meine Familie sehr interessiert ist und mich dorthin mitnimmt. Am Mittwoch gehe ich mit einem anderen Austauschüler meist nach dem Unterricht schwimmen. Bei dem vielen Essen, sehnt man sich dann doch nach ein bisschen sportlicher Betätigung.

Das brasilianische Nachtleben geht natürlich auch nicht an mir vorbei, denn die Freunde meiner zwei Gastbrüder, die ich jetzt auch meine Freunde nenne, holen mich oft ab und dann treffen wir uns meistens bei irgendwem zu Hause und dieses Wochenende waren wir z. B. auch in einer Bar, wo eine Band gespielt hat. Der Große Vorteil ist, dass die alle auch schon ein Auto haben und ich nicht jedes Mal meine Gasteltern fragen muss, ob sie für mich Chauffeur spielen .

Ich versuche hier meine viele Freizeit so gut wie möglich auszufüllen, denn langweilen kann ich mich auch in Deutschland. Ich will viel erleben, viele Menschen kennen lernen und mich in allem einmal ausprobieren, wenn mir die Chance dazu geboten wird. Denn wer weiß, ob ich jemals wieder die Möglich dazu haben werde. 

Die letzte Woche habe ich viel Zeit am Strand verbracht, denn das Wetter ist wirklich fantastisch und ich fühle mich, wie im Paradies. 

Genießt die Bilder, werdet ein bisschen neidisch und habt noch eine schöne Woche!


So sieht es hier bei Ebbe aus. Dann werden die ganzen, sonst im Wasser verborgenen, Steine sichtbar
Und das Beste kommt zum Schluss..es gibt nichts schöneres als bei Sonnenuntergang am Meer zu sein!!!

Alles Liebe und bis Bald
Lena

Montag, 13. Oktober 2014

AFS Orientation Camp

Auf das Orientation Camp hatte ich mich schon lange gefreut. Die Wochenenden mit all den anderen Austauschülern sind immer etwas besonderes. Zwei Tage verbrachte ich dann mit Leuten von der ganzen Welt in einem kleinen Hotel in Salvador, das 3 Minuten zu Fuß vom Strand entfernt war. Wir waren eine recht kleine Runde ( 10 Personen) und die anderen kamen aus Italien, Frankreich, Dänemark, Österreich, USA, Australien und noch zwei andere aus Deutschland.

Nach einer kleinen Powerpoint-Präsentation über die Regeln und einige andere wichtige Sachen, die uns eigentlich schon 100 Mal erzählt wurden, gingen wir in einem Restaurant Mittag essen und liefen anschließend ein bisschen durch die Altstadt von Salvador. Ansonsten war dieses Camp genauso, wie ich es von AFS Deutschland kannte und wir haben Nachmittags, als wir wieder zurück im Hotel waren, viel geredet, diskutiert und unsere Erfahrungen ausgetauscht. Und das in drei Sprachen gleichzeitig, Portugiesisch, Englisch, Deutsch, da kommt man schnell mal durcheinander. 
Abends waren wir Pizza essen. Von der brasilianischen Pizza bin ich aber nicht so begeistert, denn die schmeckt wirklich anders und mit Zwiebeln und Oliven sind sie hier auch nicht gerade sparsam, mit dem Käse aber leider schon. Später kam dann noch irgendjemand auf die Idee einen Film auf seinem Handy zu schauen, bei dem ich aber irgendwann eingeschlafen bin.

Am nächsten Morgen sind wir nach dem sehr leckeren Frühstück zum Strand gegangen und sind so lange dort geblieben, bis es Zeit war, abzureisen und wieder nach Hause zu fahren.


Streets of Salvador..
Leuchturm Barra, der den Eingang zur Allerheiligenbucht bildet
kalt war's :D
statt Vögeln, laufen hier auch manchmal kleine Affen über die Stromkabel
Stadium Fonte Nova (WM2014: Portugal - Germany)
und wir warten auf unsere Pizza..

Bei den Vorbereitungen wurde uns noch erzählt, dass es drei dieser Camps geben wird, jetzt war nur noch die Rede von einem weiterem Camp, welches kurz vor der Abreise stattfinden wird. Ich finde das wirklich schade und wundere mich auch ein bisschen, weil ich ja eigentlich auch dafür bezahlt habe. Trotzdem freue ich mich darauf die ganze Gruppe in 8 Monaten wieder zu sehen und bin gespannt wie sich alle bis dahin entwickelt haben.


Alles Liebe,

Lena

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Schon 2 Monate

Genau vor zwei Monaten bin ich mit allen anderen Austausschülern in Brasilien gelandet, war unfassbar aufgeregt und konnte alles noch gar nicht richtig glauben. Manchmal denke ich noch daran, wie ich meinen Koffer vom Band genommen habe und nur zu den anderen meinte "I'm not ready!", aber im nächsten Moment schon meiner Gastfamilie in den Armen lag. 

An manchen Tagen fühlt es sich schon an, als wäre ich schon eine Ewigkeit hier und manchmal auch so, als wäre ich gestern erst angekommen.Wie schnell die Zeit vergeht, aber manchmal kriecht sie auch.

Es sind noch viele Tage, Wochen, Monate, die mich von meiner Heimat trennen, doch im Moment bin ich einfach nur glücklich hier zu sein und bin sehr dankbar für all das, was ich in dieser doch recht kurzen Zeit schon erleben durfte.

Vom Heimweh fehlt jede Spur, auch wenn ich meine Familie und Freunde vermisse. Ich habe gelacht, geweint, mir viele Sorgen gemacht und sie wieder über Bord geworfen und mich gefreut, dass ich eigentlich genau das mache, was ich eigentlich schon immer wollte: mir eine Auszeit nehmen, ins Ausland gehen, ein bisschen leben. Und auch wenn ich bisher auch schon einige negative Erfahrungen gemacht habe, hatte ich noch nie einen Zweifel daran, dass etwas an dieser Entscheidung falsch war. 


Auch das letzte Wochenende war wieder alles andere als langweilig. Freitag habe ich meinen ersten Test geschrieben habe, von dem ich natürlich nicht viel verstanden habe. Ich war trotzdem über mein Ergebnis überrascht (2,666 von 10 Punkten), denn ich war noch nicht einmal die schlechteste in meiner Klasse. Weil man hier aber nur Ankeuz-Tests macht, stand das Glück an diesem Tag wohl auf meiner Seite. Ein Junge aus meiner Klasse hatte einfach mal 10 Leute zu sich nach Hause eingeladen. Das macht man hier auch mal, wenn man nicht gerade Geburtstag hat. Und nach dem Mittagessen sind wir dann zu dem Pool seines Condominiums (Wohnanlage) gegangen. Eigentlich wollte ich gar nicht schwimmen gehen, bin am Ende aber mit all meinen Klamotten im Wasser gelandet.









So sieht es übrigens aus, wenn es in Brasilien plötzlich mal anfängt zu regnen, aber das hält uns nicht auf


Als ich Abends wieder Zu hause war, habe ich mit meinem Gastvater zusammen brasilianischen Hot Dog gemacht. Der sieht hier etwas anders aus, schmeckt aber trotzdem. Zusammen mit der Familie meiner Betreuerin haben wir dann gegessen und alle fanden es sehr lecker. Meine Kochkünste können sich sehen lassen ;)



Samstag konnte ich lange Ausschlafen und zum Mittag sind wir dann zu einem Geburtstag von einer Freundin meiner Gastmutter gefahren. Dort wo die gewohnt haben, lebt wohl die Elite von Brasilien. Es gab Grundstücke mit eigenen Fußballfeldern, riesigen Pools und Häuser dreimal so groß wie meins. Dort blieben wir dann bis Nachmittags und es gab wieder mal viel Essen und Kuchen.
Abends haben mich dann ein paar Freunde abgeholt mit denen ich den Rest des Tages verbracht habe.

Nach dem Frühstück bin ich Sonntags mit meiner Gastmutter einkaufen gegangen, denn ich sollte heute etwas Deutsches kochen. Also haben wir all das gekauft, was man für Käsespätzle (das Wort kann hier keiner aussprechen) braucht. Als wir zurück kamen herrschte in der Küche schon ein riesiges Chaos, denn der Österreicher, der Gastsohn meiner Betreuerin, musste auch kochen und hatte sich für Schinkenfleckerl entschieden. Ganze 2 Stunden habe ich in der Küche gestanden, denn das ich plötzlich für 10 Leute, statt nur für meine Familie kochen sollte, hatte mich ein wenig überfordert. Ganz spontan haben sich nämlich noch ein paar Nachbarn und Freunde eingeladen. Letztendlich wurden aber doch alle satt und jeder sagte mir, dass es sehr lecker geschmeckt hat. Später haben mich dann wieder meine Freunde abgeholt und wir haben einen netten Abend zusammen verbracht, auch wenn ich leider schon gegen 10 Uhr gehen musste, denn Montag ist ja wieder Schule. Schade.



Bis Bald,
Lena



Mittwoch, 1. Oktober 2014

Wie steht's eigentlich mit meinem Portugiesisch?

Ja, in Brasilien spricht man Portugiesisch und kein Spanisch um dass klar zu stellen für alle Unwissenden, denn die Frage nach meinem Spanisch bekam ich schon öfter zu hören.

So eine neue Sprache ist eine große Herausforderung und ich wurde anfangs mit meinen kaum vorhandenen Sprachkenntnissen, ins kalte Wasser geworfen und musste mich in einem fremden Land mit einer Sprache, die ich nicht beherrsche zurechtfinden. Aber ich wollte das so, habe Brasilien statt den USA gewählt, gerade weil ich nach einer solchen Herausforderung gesucht habe.

Es gibt oft Momente, die mich zum verzweifeln bringen, wie wenn ich meinen Gasteltern etwas wichtiges sagen will, gerade keinen Google Translator zur Hand habe und nach Worten suche, um mich irgendwie ausdrücken zu können. Oder wenn ich mit Freunden zusammen bin und nichts weiter tun kann als versuchen zu verstehen, worüber sie reden und mich auch so gern mit ihnen Unterhalten würde, ich es aber einfach nicht kann, weil sie für mich zu schnell und zu durcheinander reden und mir die Vokabeln fehlen. Oder wenn ich in der Schule sitze und mir langsam die Augen zufallen, weil es wirklich unheimlich anstrengend ist sich stundenlang darauf zu konzentrieren, was der Lehrer sagt und man trotzdem kaum ein Wort versteht. Dann wünscht man sich ein bisschen nach Deutschland zurück, wo man all diese Probleme nicht hat.

Und dann gibt es wieder die Erfolgsmomente, wie ich heute einen hatte, als ich ganz allein, ohne fremde Hilfe mein Mittagessen bestellt habe und der netten Dame sogar erklären konnte, dass ich es nicht hier essen, sondern mitnehmen möchte. Oder wie Vorgestern, als ich ein recht langes Gespräch mit einem Freund geführt habe und das ohne peinliche Stille. Das sind diese kleinen Momente, die sehr motivieren und einen selbst stolz machen, weil man merkt, dass es langsam bergauf geht und man nicht nur auf der Stelle tritt. Wenn ich mich heute mit meinen ersten Tagen hier vergleiche, habe ich große Fortschritte gemacht und kann mittlerweile schon das meiste verstehen, solange man langsam mit mir redet. Nur mit dem Sprechen ist es etwas schwieriger.

Ich habe selbst gemerkt, dass sich mein Portugiesisch seit meinem Gastfamilienwechseln sehr verbessert hat. Meine Gasteltern sprechen nur Portugiesisch von daher habe ich gar keine andere Wahl, als diese Sprache anzuwenden. Sie reden sehr viel mit mir, erklären mir alles Mögliche und geben sich viel Mühe. Manchmal bewundere ich es ein bisschen, dass sie die Ausdauer haben mir manche Worte auch dreimal zu erklären, ohne irgendwann genervt zu sein und keine Lust mehr zu haben. Selbst als ich mit meinem Gastvater im Supermarkt war, hat er mir die Namen aller Lebensmittel, Früchte und was man dort sonst noch so findet, erklärt.
Meine Gasteltern kennen hier sogar jemanden, der als Deutschlehrer arbeitet und mir jetzt Portugiesischuntericht gibt. Da kann es ja nur besser werden.

Mit so einer fremden Sprache läuft natürlich auch nicht immer alles glatt und man lernt über sich selbst zu lachen. Und so habe ich schon öfter etwas anderes zu Essen bekommen, als ich eigentlich wollte, weil ich die Worte vertauscht habe oder habe statt meinem gewünschten Guarana (eine Art Limonade, gemacht aus der Guaranafrucht) irgendeinen Guavensaft bekommen, weil ich das Wort wohl nicht richtig aussprechen konnte und man mich deswegen falsch verstanden hat. Auch habe ich schon versucht jemandem einen Weg zu erklären, angekommen ist derjenige mit meiner Beschreibung sicher nie. Samstag (sabado) und Sonntag (domingo) verwechsle ich auch manchmal und stand deswegen auch schon mal einen Tag zu früh an der Tür eines Freundes. Bei meiner alten Familie gab es einmal Hot Dog, was in Brasilien 'Cachorro Quente' heißt. Ich verstand nur Cachorro (Hund) und war ganz entsetzt, weil ich dachte, sie wollten den Hund essen.
Man macht so viele Fehler, dass man irgendwann die Angst verliert irgendwas falsch zu machen. Lieber einfach drauf los quatschen, als still schweigen. Die Brasilianer sind auch wirklich immer alle sehr bemüht mir zu helfen, wenn ich mal nicht mehr weiter weiß und zur Not versucht man halt alles mit Händen und Füßen zu erklären, egal wie witzig das für andere aussieht.

Vielleicht könnt ihr euch ja jetzt ein bisschen besser vorstellen, wie es mir mit meiner neuen Sprache ergeht. Mittlerweile reicht es zum überleben, aber nicht um an normalen Gesprächen teilzunehmen. Trotzdem möchte ich so schnell wie möglich lernen, was mein Leben hier um einige erleichtern würde. Es ist nicht immer leicht, macht nicht immer Spaß aber ich lerne jeden Tag ein bisschen dazu.

In diesem Sinne: „Até logo“(Bis bald)
Lena