Montag, 22. Dezember 2014

Jetzt wird Salvador auf den Kopf gestellt

Diese Woche wurde endlich mein vieles Bitten und  Nachfragen, dass man mir mal Salvador etwas näher vorstellt, erhört und ich habe einen ganzen Tag damit verbracht durch die drittgrößte Stadt Brasiliens zu laufen und mich wie ein japanischer Tourist zu fühlen und Tausende Fotos zu machen. 

Meine Gastmutter weckte mich morgens und zusammen fuhren wir wenig später in Richtung Salvador. Schon morgens sind die Straßen total überfüllt und man steckt ständig im Stau fest, sodass wir über eine Stunde brauchten, bis wir die Stadt erreichten. In Rio Vermelho (einem Stadtteil von Salvador mit vielen Restaurants, Clubs und Bars) holten wir noch Freunde meiner Gastmutter aus ihrem Hotel ab, da sie eigentlich aus Belo Horizonte kamen und ihren Urlaub hier verbrachten. Alle Zusammen in einem Auto fuhren wir dann ins Stadtzentrum, haben kurz beim Yacht Club angehalten und ich konnte schon während der Fahrt aus dem Autofenster viele Museen und schöne Häuser betrachten. Nachdem wir das Auto geparkt haben ging es zu Fuß weiter. Meine Gastmutter hatte das Atelier eines befreundeten Künstlers entdeckt, den wir auch kurz besuchen waren . Danach gingen wir in die Kirche "Ossuario San Francisco", die ganz im Portugiesischem Stil gebaut war und auch aus der Kolonialzeit stammt (1686 erbaut). Weil es schon bereits Mittag war, stärkten wir uns danach alle mit einer Kugel Eis und sahen uns währenddessen ein paar bahianische Trommler an, die mit ihrer Musik für gute Stimmung sorgten. 

Anschließend gingen wir dann endlich zum Pelourinho, also die Restaurierte Altstadt mit all den bunten Häusern, die wirklich sehr schön anzusehen sind. Vor einem der Häuser hatte auch Michael Jackson ein Musik-Video gedreht und den Balkon, auf dem er in diesem Video tanzte Weltberühmt gemacht. Neben einigen Museen und Touristen-Shops gibt es auf dem Pelourinho auch noch die "Igreja do Rosário dos Pretos", die einzige Kirche, die früher von den Schwarzen betreten werden durfte. Nachdem dann sicher war, dass ich von wirklich allem ein Foto gemacht hatte, liefen wir eine Straße entlang, bis zum Elevador, ein riesiger Fahrstuhl, der die obere Stadt mit der unteren verbindet. Unten angekommen, bot sich mir dann ein ganz anderes Bild der Stadt: Viele alte Häuser, die total heruntergekommen waren und langsam in sich zusammen fielen. Auf meine Frage, warum man diese denn nicht auch Restauriert, meinte meine Gastmutter, dass das ein Problem der Politiker  ist, weil diese nicht genug in den Erhalt und Restaurierung dieser historischen Gebäude investieren. Wenn sie das machen würden, könnte die ganze Stadt so aussehen, wie das Pelourinho.
Danach gingen wir in ein Restaurant und genossen unser Mittagessen mit dem Blick auf den Hafen. Es war schon später Nachmittag und wir waren auch alle ziemlich müde vom vielen Laufen und wir machten uns dann auf den Weg zurück zum Auto. 

Damit war die Sightseeing Tour aber noch nicht zuende, denn wir mussten noch die Kirche "Nosso Senhor do Bonfim" , die wohl berühmteste Kirche Salvadors, besuchen.

Und jetzt lass ich die Bilder einfach mal für sich sprechen:

Yacht Club Salvador
Aussicht auf die Dächer der Stadt
Kirche "San Francisco"
Mit der Familie aus Belo Horizonte
mit der Trommlergruppe (nicht auf meinen Gesichtsausdruck achten :D )
auf dem Pelourinho
Das blaue Haus links ist das, woch Michel Jackson sein Video gedreht hat
vor der "Igreja do Rosário dos Pretos"

Denkmal "das gefallene Kreuz"
Blick vom Elevador auf die untere Stadt
Der Elevador von unten
Der Hafen


Capoeira-Tänzer
Der mit dem roten Shirt soll ein ziemlich erfolgreicher Capoeira-Tänzer sein, also einfach mal nach einem Foto fragen :D
in der Bomfim-Kirche

Es war auf jeden Fall ein toller Tag und meine Gastmutter hat ihren Job als Stadtführerin echt super gemacht!
Ich wünsche euch jetzt schon mal ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest.

Alles Liebe,
Lena

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Advent, Advent, die Sonne brennt

Der dritte Avent ist schon vorbei und Weihnachten rückt immer näher, aber so richtig in Weihnachtsstimmung, bin ich immer noch nicht und das nicht nur weil ich dieses Jahr ohne Adventskalender, Nikolaus, Weihnachtsmarkt, Plätzchen und Glühweihn auskommen muss. Es wird langsam immer wärmer und das Termometer steigt hier täglich auf 30°C und ich kann immer noch mit den selben Sachen, wie vor einem halben Jahr draußen herumlaufen, was natürlich auch nicht schlecht ist. Aber trotzdem steht in unserem Haus schon der "Weihnachtsbaum" und die Shopping-Malls sind weihnachtlich dekoriert, für mich fühlt es sich aber einfach nur einfach komisch an. Vor allem die Ironie des Spruches "Let it snow!", der über einer der Türen in unserem Haus hängt finde ich sehr amüsant.

Unser hübsch geschmückter "Weihnachtsbaum"
Weihnachtsdekoration in der Shopping Mall

Weil ich Ferien habe vertreibe ich mir deswegen die Zeit mit Freunden, Shopping, Kino oder liege auch einfach mal den ganzen Tag am Strand. Seit Anfang der Ferien bin ich übrigens auch festes Mitglied im Fitness-Center und gehe dort eine Sturnde täglich Sport machen, zusammen mit einem Freund.
Ich hab mich schon eine Weile nicht mehr gemeldet, aber es ist in letzter Zeit auch nicht sehr viel passiert. Aber ich will euch trotzdem von ein paar Kleinigkeiten berichten und einige Bilder zeigen.

Auf dem Weg zum Shopping in Salvador
mit Freunden beim Pizza essen
Acai-Eis, welches seeehr lecker ist :)
Und bei dem guten Wetter den Strand (Praia de Burraquinho) genießen

Dann ist letztens auch mein Geburtstagsgeschenk angekommen, was meine besten Freunde mit der Post bis nach Brasilien geschickt haben. Weil mein Geburtstag schon eine Weile her ist und das Paket über zwei Monate unterwegs war, habe ich schon langsam daran gezweifelt, ob es nich vielleicht doch verlohren gegangen ist und als ich es dann endlich in den Händen hielt war meine Freude darüber natürlich riesig und auch ein paar Freudentränen konnte ich nicht unterdrücken. Vielen Dank an euch für die tolle Überraschung!!

Am Wochenende war ich mit meiner Familie zu Freunden eingeladen, die in Jacuipe (Ein Ort, wo ein Fluss im Meer mündet) wohnen und deren Haus war gleich neben dem Fluss. Zum Mittagessen habe ich wieder einmal ein kulinarisches Experiment gewagt und einen (oder auch zwei) Krebs gegessen und fand den auch ziemlich lecker. Mit einem Holzhammer musste man den Panzer vom Krebs aufklopfen um an das Fleisch zu kommen und ich habe eine ganze Weile gebracht bis ich den Dreh raus hatte.
Auf dem Fluss sind wir dann auch noch mit dem Motorboot bis runter zum Strand gefahren. Wenn man mal ein bisschen aus der großen Stadt raus ist, sieht man immer erst wieder, wie schön die Natur von Brasilien eigentlich ist.


Alles Liebe,
Lena

Samstag, 6. Dezember 2014

Unterschiede Deutschland & Brasilien

Ich sammle jetzt schon seid einer Weile die Unterschiede, die mir zwischen meiner alten und meiner neuen Heimat begegnen. Die Liste wird immer länger und sicher auch in Zukunft noch wachsen, aber ich dachte, ich könnte es jetzt mal für euch posten. Viele dieser Dinge, waren anfangs kleine Kulturschocks für mich, doch mittlerweile sind sie ganz alltäglich geworden. Viel Spaß beim Lesen (;


- Wer Geld hat, wohnt in einem "Condominium" (eine Art Wohnanlage, die Umzäunt und bewacht wird) oder hat ein Haus mit einer mind. 2 Meter hohen Mauer drum herum, oft auch noch mit einem Elektrozaun oder Stacheln oben drauf und einen Wachhund im Garten, was Einbrecher abhalten soll
- Die Armen Menschen leben in Favelas oder noch schlimmer als Obdachlose auf der Straße, eine Mittelschicht existiert kaum
- An den Eingängen der Condominiums oder auch sonstigen bewohnten Straßen, sind immer Security-Leute,  die aufpassen, wer ein und aus geht
- Das Toilettenpapier wird nicht in die Toilette geworfen, sondern in einen kleinen Mülleimer daneben (Weil die Rohre hier generell kleiner sind und man sonst alles verstopfen würde)
- Zimmertüren bleiben immer offen, außer man schläft
- Kaum jemand hat einen Geschirrspüler, alles wird mit der Hand abgewaschen
- Fast alle Familien, die reich sind, haben eine Empregada, die den ganzen Tag im Haus arbeitet, wäscht, kocht und putzt (meine Familie auch)
- Zum Mittag gibt es immer Fejoada (Reis mit Bohnen)
- Der Medienkonsum ist noch viel verstärkter als ich es auch Deutschland kenne. Es wird viel ferngesehen und Facebook ist selbst bei vielen älteren Leuten sehr beliebt
- Jeder läuft hier mit Flip-Flops herum
- Die Menschen hier sind allgmein etwas kleiner und viele Jungs gerade mal so groß, wie ich
- Die Brasilianer haben ziemlich lange Namen (mind. 2 Vornamen und Nachnamen)
- Es ist normal noch mit über 25 Jahren bei den Eltern zu wohnen, weil man nach der Schule zum studieren meist in der Stadt bleibt und eine eigene Wohnung viel zu teuer wäre
- Auch wenn man im Unterricht ab und zu mal schläft, lernen die Schüler zu Hause alle ganz fleißig
- Samstag und Sonntag sind ganz normale Arbeitstage, an denen die Geschäfte offen haben und jeder seiner Arbeit nachgeht
- Es gibt fast überall Klimaanlagen, die oft so kalt eingestellt sind, dass man sich am liebsten noch was drüberziehen möchte
- An der Tankstelle wird das Auto von einem Angestellten aufgetankt, während man selbst im Auto sitzen bleiben kann
- Im Supermarkt werden alle Einkäufe von den Angestellten in Plastiktütengepackt und dann meist auch bis zum Auto getragen
- Es gibt sehr viele Fitness-Center, die auch immer gut besucht sind, weil hier viel Wert auf die perfekte Bikini-Figur gelegt wird
- Es gibt keine Mülltonnen, Mülltrennung, Recycling. Der Müll wird in Tüten einfach vor das Haus/auf den Fußweg gelegt und wenn dann das Müllauto kommt dürfen die Arbeiter den Müll mit der Hand ins Müllauto werfen
- Man sieht sehr oft Straßenverkäufer (oft auch kleine Kinder), die Versuchen sich dadurch etwas Geld zu verdienen
- Alkohol trinken und Auto/Motorrad fahren darf man ab 18, wird aber meist nicht so erst genommen
- Man geht nicht zur Fahrschule, sondern das Autofahren wird einem von den Eltern (oder wem auch immer) beigebracht
- Anschnallen, telefonieren und sms schreiben oder schon eins zwei Bierchen intus zu haben, während man fährt, hält auch keinen Brasilianer davon ab sich ans Steuer zu setzen. Auch wenn mehr Personen im Auto sizten, als es Sitzplätze gibt, ist das kein Problem
- Auf den Straßen gibt es ständig "Bremshuckel", die die Autos davon abhalten sollen zu schnell zu fahren
- Ampeln gibt es höchstens in wirklich großen Städten aber sobald es dunkel wird, ist es zu gefährlich dort bei Rot anzuhalten und man fährt einfach durch
- Die öffentlichen Busse haben nicht immer Haltestellen oder einen geregelten Fahrplan. Da muss man halt einfach Glück haben
- Es gibt keine Straßenbahnen, U-Bahnen oder Züge, nichtmal in den großen Städten. Wenn man kein Auto hat, muss man Bus fahren
- Die Straßen haben generell einen ziemlich schlechten Zustand und sind nicht immer eben, genauso wie die Gehwege, die ständig ihre Höhe und Breite ändern und man sehr aufpassen muss deswegen nicht zu stolpern
- Stromkabel sind nicht unter der Erde verlegt, sondern überall hängen die Kabel in der Luft


Es gibt sicher noch viele mehr und ich könnte diese Liste unendlich weiterführen...Letztendlich finde ich es aber wichtig, nicht immer alles mit Deutschland zu vergleichen und nicht immer versuchen herausfinden zu wollen, was besser und was schlechter ist, damit ich mein Leben hier mehr genießen kann.

Alles Liebe und einen schönen Nikolaus (der hier übrigens nicht gefeiert wird. In Flip-Flops könnte der Nikolaus auch sicher nicht so viel verstecken, wie in dicken Winterstiefeln.),
 Lena