Ja, in Brasilien spricht man
Portugiesisch und kein Spanisch um dass klar zu stellen für alle
Unwissenden, denn die Frage nach meinem Spanisch bekam ich schon
öfter zu hören.
So eine neue Sprache ist eine große
Herausforderung und ich wurde anfangs mit meinen kaum vorhandenen
Sprachkenntnissen, ins kalte Wasser geworfen und musste mich in einem
fremden Land mit einer Sprache, die ich nicht beherrsche
zurechtfinden. Aber ich wollte das so, habe Brasilien statt den USA
gewählt, gerade weil ich nach einer solchen Herausforderung gesucht
habe.
Es gibt oft Momente, die mich zum
verzweifeln bringen, wie wenn ich meinen Gasteltern etwas wichtiges
sagen will, gerade keinen Google Translator zur Hand habe und nach
Worten suche, um mich irgendwie ausdrücken zu können. Oder wenn ich
mit Freunden zusammen bin und nichts weiter tun kann als versuchen zu
verstehen, worüber sie reden und mich auch so gern mit ihnen
Unterhalten würde, ich es aber einfach nicht kann, weil sie für
mich zu schnell und zu durcheinander reden und mir die Vokabeln
fehlen. Oder wenn ich in der Schule sitze und mir langsam die Augen
zufallen, weil es wirklich unheimlich anstrengend ist sich
stundenlang darauf zu konzentrieren, was der Lehrer sagt und man
trotzdem kaum ein Wort versteht. Dann wünscht man sich ein bisschen
nach Deutschland zurück, wo man all diese Probleme nicht hat.
Und dann gibt es wieder die
Erfolgsmomente, wie ich heute einen hatte, als ich ganz allein, ohne
fremde Hilfe mein Mittagessen bestellt habe und der netten Dame sogar
erklären konnte, dass ich es nicht hier essen, sondern mitnehmen
möchte. Oder wie Vorgestern, als ich ein recht langes Gespräch mit
einem Freund geführt habe und das ohne peinliche Stille. Das sind
diese kleinen Momente, die sehr motivieren und einen selbst stolz
machen, weil man merkt, dass es langsam bergauf geht und man nicht
nur auf der Stelle tritt. Wenn ich mich heute mit meinen ersten Tagen
hier vergleiche, habe ich große Fortschritte gemacht und kann
mittlerweile schon das meiste verstehen, solange man langsam mit mir
redet. Nur mit dem Sprechen ist es etwas schwieriger.
Ich habe selbst gemerkt, dass sich mein
Portugiesisch seit meinem Gastfamilienwechseln sehr verbessert hat.
Meine Gasteltern sprechen nur Portugiesisch von daher habe ich gar
keine andere Wahl, als diese Sprache anzuwenden. Sie reden sehr viel
mit mir, erklären mir alles Mögliche und geben sich viel Mühe.
Manchmal bewundere ich es ein bisschen, dass sie die Ausdauer haben
mir manche Worte auch dreimal zu erklären, ohne irgendwann genervt
zu sein und keine Lust mehr zu haben. Selbst als ich mit meinem
Gastvater im Supermarkt war, hat er mir die Namen aller Lebensmittel,
Früchte und was man dort sonst noch so findet, erklärt.
Meine Gasteltern kennen hier sogar
jemanden, der als Deutschlehrer arbeitet und mir jetzt
Portugiesischuntericht gibt. Da kann es ja nur besser werden.
Mit so einer fremden Sprache läuft
natürlich auch nicht immer alles glatt und man lernt über sich
selbst zu lachen. Und so habe ich schon öfter etwas anderes zu Essen
bekommen, als ich eigentlich wollte, weil ich die Worte vertauscht
habe oder habe statt meinem gewünschten Guarana (eine Art Limonade,
gemacht aus der Guaranafrucht) irgendeinen Guavensaft bekommen, weil
ich das Wort wohl nicht richtig aussprechen konnte und man mich
deswegen falsch verstanden hat. Auch habe ich schon versucht jemandem
einen Weg zu erklären, angekommen ist derjenige mit meiner
Beschreibung sicher nie. Samstag (sabado) und Sonntag (domingo)
verwechsle ich auch manchmal und stand deswegen auch schon mal einen
Tag zu früh an der Tür eines Freundes. Bei meiner alten Familie gab es einmal Hot Dog, was in Brasilien 'Cachorro Quente' heißt. Ich verstand nur Cachorro (Hund) und war ganz entsetzt, weil ich dachte, sie wollten den Hund essen.
Man macht so viele Fehler, dass man
irgendwann die Angst verliert irgendwas falsch zu machen. Lieber
einfach drauf los quatschen, als still schweigen. Die Brasilianer
sind auch wirklich immer alle sehr bemüht mir zu helfen, wenn ich
mal nicht mehr weiter weiß und zur Not versucht man halt alles mit
Händen und Füßen zu erklären, egal wie witzig das für andere
aussieht.
Vielleicht könnt ihr euch ja jetzt ein
bisschen besser vorstellen, wie es mir mit meiner neuen Sprache
ergeht. Mittlerweile reicht es zum überleben, aber nicht um an
normalen Gesprächen teilzunehmen. Trotzdem möchte ich so schnell
wie möglich lernen, was mein Leben hier um einige erleichtern würde.
Es ist nicht immer leicht, macht nicht immer Spaß aber ich lerne
jeden Tag ein bisschen dazu.
In diesem Sinne: „Até logo“(Bis
bald)
Lena
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