Dienstag, 9. September 2014

Nach einem Monat alles zurück auf Anfang

Bei mir ist letztes Wochenende genau das passiert, was man sich als Austauschschüler nie wünscht, der Wechsel der Gastfamilie. Seit Freitag bin ich nicht mehr bei meiner alten Familie und will versuchen euch kurz zu erzählen warum. Mit diesem Post möchte ich die Familie auf keinen Fall schlecht machen, sondern will nur, dass ihr nachvollziehen könnt, weshalb ich nicht dort bleiben wollte.

Nach der anfänglichen Euphorie über alles Neue kehrt doch irgendwann der Alltag ein, mit dem ich überhaupt nicht zurecht kam. Meine Gastmutter arbeitete außerhalb und kam deswegen nur am Wochenende mal nachhause, meine Gastschwester war die meiste Zeit an ihrem College, wo sie studiert und so war ich nach der Schule (ab ca. 13 Uhr) Zuhause zusammen mit meiner Tante und meinem Cousin in dem Haus. Der Fernseher war von früh bis spät an, genauso wie die zwei Computer, von denn einer in meinem Zimmer stand, sodass ich selbst wenn ich in meinem Zimmer war den leuchtenden Bildschirmen nicht entkommen oder allein sein konnte. Unternehmungen unter der Woche gab es nie, was eigentlich auch nicht so schlimm gewesen wäre. Ich verlange ja auch kein Entertainment-Programm von der Familie, aber immer wenn ich gefragt habe, ob ich raus gehen kann oder nachmittags oder auch am Wochenende meine Freunde treffen darf, wurde das zu einem riesigen Problem, weil sie der Meinung waren, meine Freunde wären gefährlich für mich. Natürlich habe ich auch gefragt, ob ich hier einem Sportverein beitreten kann, was laut meiner Familie auch nicht möglich war. Und auch im Haus konnte ich mich nicht wirklich wohl fühlen. Der Brasilianische Mittelstand ist absolut nicht mit dem deutschen zu vergleichen.
Den kompletten ersten Monat habe ich fast nur in dem Haus verbracht und es wurde wenig mit mir geredet, weswegen mein Portugiesisch immer noch nicht sonderlich gut ist. So führte es dazu, dass ich immer unglücklicher wurde und ich mich in diesem Haus wie gefangen fühlte, weil ich totale lange Weile hatte. Irgendwann kam ich an den Punkt, dass es nicht das ist, was ich mir unter meinem Auslandsjahr vorgestellt hatte und auch wenn ich die Leute dort gern hatte, musste sich unbedingt etwas ändern.

Nachdem ich am Freitagabend meiner Betreuerin alles erzählt hatte, ging alles ganz schnell und ich musste meine Sachen packen, weil ich am nächsten Tag zu der Familie von dem Amerikaner, der auch in meine Klasse geht, zog. Dort konnte ich nur bis Montag bleiben, also musste schnell eine neue Familie her. Sonntag holte mich dann meine Betreuerin überraschend ab und zusammen fuhren wir zu einer Familie, deren ältere Tochter ein Auslandsjahr in Deutschland gemacht hat, jetzt nicht mehr in dem Haus wohnt und deren Zimmer frei ist. Sie waren sehr sympathisch und nett und hatten auch noch eine weitere Tochter in meinem Alter, welche nächstes Jahr nach Deutschland geht. Am Montag holte ich dann meine letzten Sachen aus dem Haus meiner alten Gastfamilie und danach ging es ziemlich unerwartet zu einer zweiten Familie, die mich aufnehmen würde. Das Haus war wirklich unglaublich und der Mann und deren Frau, die darin leben sehr nett, aber als ich anschließend vor die Entscheidung gestellt wurde, wo ich leben möchte, wählte ich die erste Familie, weil ich dort eine Gastschwester in meinem Alter hätte. Die ganze Sache verkomplizierte sich, als diese Familie nicht zu erreichen war und auch das Telefon nicht abnahm und es für mich dann plötzlich zurück ging, zu dem Mann und der Frau, wo ich auch die letzte Nacht verbracht habe und für die nächste Zeit bleiben werde, bis eine richtige neue Jahresfamilie gefunden wurde. Und ich hoffe sehr, dass ich dieses Mal mehr Glück habe.

Ich hoffe ihr konntet mir soweit folgen, denn die letzten Tage waren sehr anstrengend, verwirrend aber gaben mir auch etwas Hoffnung und Mut, denn so ein Gastfamilienwechsel ist alles andere als einfach, aber für mich war er nötig. Ich glaube dass sind die Momente im Auslandsjahr, bei denen man an seine Grenzen kommt und über sich selbst hinaus wachsen muss. Einem wird bewusst, dass man manchmal sein Glück auch selbst in die Hand nehmen und etwas verändern muss, damit man glücklich wird. Und genau das mache ich jetzt und nutzte meinen Gastfamilienwechsel als Neustart in mein unglaubliches Jahr in Brasilien! Wünscht mir Glück..

Sobald es was Neues gibt, melde ich mich wieder.

Alles Liebe
Lena

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